SparkassenZeitung 10/20 SCHWERPUNKT ZINSLOS GLÜCKLICH 7 nung sechsstelliger Einmalbeträge. D schaubaren Monatsraten, nicht aber in der Größenord- Die Kreissparkasse bietet diese Anwendung der digi- talen Vermögensverwaltung auch Kunden an, die sich tra- ditionell beraten lassen. Denn die möchten in ihrer Anla- ge zusehends mehrgleisig fahren: „Diese Klientel schätzt es auf der einen Seite, ihren persönlichen Ansprechpart- ner für alle Vermögensangelegenheiten zu haben, möch- te andererseits aber durchaus auch einen Ausflug in die digitale Welt machen“, so Völkl. Die Urteile sind ausgesprochen positiv: Mit 4,8 von 5,0 Punkten haben Nutzer die App der Dekabank-Tochter Bevestor im Apple-Store bewertet. Die Anwendung hilft digital affinen Sparkassenkunden beim Aufbau wie auch Verwalten ihres Vermögens. Konkret lobt „hendrik_91“, die „sehr transparente und faire Möglichkeit der Geld- anlage“ mithilfe aktiv und passiv gemanagter Fonds. Er vergibt fünf Sterne. Auch „Oskar300180“ wählt die Top-Bewertung und vermerkt: „Praktische Ergänzung für die Beratung in der Sparkasse.“ Ob nun Kunden ihre Ansprechpartner in den örtli- chen Geschäftsstellen bei Investments einbinden oder Online-Affine alles in Eigenregie über eine Applikation auf dem Smartphone erledigen: Mehr und mehr Anleger nutzen in der andauernden Niedrigzinsphase ihr auf di- versen Konten geparktes Geld – alleine 2019 summierten sich die Termingelder der Sparkassenkunden auf etwa 16,4 Milliarden Euro – und investieren via Sparplan oder Einmalanlage in vielversprechende Werte. Ganz in diesem Sinne haben sich Aktien erstmals im vergangenen Herbst als beliebteste Geldanlage ent- puppt. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Sparkas- sen- und Giroverbandes (DSGV). Dem Vermögensbaro- meter von 2019 zufolge landeten Fonds auf Platz zwei Einfacher Einstieg Mittlerweile kooperieren deutschlandweit 313 Sparkas- sen mit der Dekabank-Tochter Bevestor und bieten Inter- essierten über ihre Internet-Filialen den Zugang zu einer professionellen, digitalen Vermögensverwaltung. Der Ein- stieg ist dabei angesichts einer monatlichen Sparrate von zumindest 25 Euro oder einmalig ab 1000 Euro recht ein- fach. Entsprechend der persönlichen Anlegermentalität bieten sich verschiedene, weltweit diversifizierte Portfo- lios an, in deren Rahmen Deka-Profis passende börsen- gehandelte Indexfonds (ETFs) wie auch aktiv gemanagte Fonds auswählen. Bevestor-Geschäftsführer Marco Lorenz sagt: „Seit vergangenem Juli bieten wir zusätzlich zur klassischen Variante auch ,Select Nachhaltigkeit‘ an, die verstärkt von den Kunden nachgefragt wird.“ Daneben ist es entspre- chend persönlichen Vorlieben möglich, noch zusätzliche Investmentthemen beizumischen. „Bei den klassischen Portfolios liegen die Themen ,Industrie 4.0‘ und ,Digital Lifestyle‘ vorne, bei der nachhaltigen Variante ist das Inte- resse an den Themen ,New Energy‘ und ,Impact Investing‘ groß“, ergänzt Lorenz. Immer mehr Anlegerinnen nutzen in der andauernden Niedrigzinsphase ihr auf Konten geparktes Geld und investieren via Sparplan oder Einmalanlage in vielversprechende Werte. IN KÜRZE Menschen für die Beratung gewinnen MAXIMILIAN VÖLKL, BEREICHSLEITER VERTRIEBSMANAGEMENT PRIVAT KUNDEN DER KREISSPARKASSE MÜNCHEN STARNBERG EBERSBERG, ERLÄUTERT, WIE BERATER WEITER MIT IHREN KUNDEN IM GESPRÄCH BLEIBEN. – Es eröffnen sich immer wieder Chancen, Anlegerinnen und Anleger vom Angebot ihrer Sparkasse im Gespräch zu überzeugen. KLARE AUSGANGSLAGE. Zusehends mehr Menschen finden Gefallen daran, mit digitalen Anwendungen möglichst unkompliziert ein Vermögen nach eigenen Wünschen mit vielversprechenden Werten aufzubau- en. Entsprechend groß ist mittlerweile das Angebot an Robo-Advisors. In diesem Umfeld helfen die guten Bevestor-Bewertungen in Magazinen wie „Capital“ und „Stern“. Junge Leute, die wir nicht mehr mit der Präsenz- beratung in den Filialen erreichen, können mit solch einer digitalen Lösung für den persönlichen Vermögens- aufbau bei ihrer Sparkasse gehalten werden. Und der älteren Klientel, die ihren Ansprechpartner für alle Vermögensangelegenheiten weiterhin schätzt, ist es mit Bevestor möglich, auch einen Ausflug in die digitale Welt zu machen – vor allem, wenn börsengehandelte Indexfonds als Beimischung gewünscht sind. VERGÜTUNG IM BLICK. Die erfolgreiche Vermittlung von Kundinnen und Kunden führt für Sparkassen zu einer Vergütung. Die fällt angesichts der sehr überschau- baren Kosten für die onlineaffinen Anleger bei Bevestor natürlich entsprechend niedriger aus – verglichen mit dem Vermitteln von Produkten in der Präsenzberatung. Bei der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg ist allerdings das Volumen der digitalen Lösung aufs Jahr gesehen immer noch weit von dem entfernt, was wir im klassischen Wertpapiervertrieb erzielen. Denn bei Bevestor investieren die meisten eher in überschau- baren Monatsraten, nicht aber in der Größenordnung sechsstelliger Einmalbeträge. LANGFRISTIGE SICHT. Letztlich kann es ein Ventil sein, kostensensible Kunden mit hybriden Lösungen weiter zu binden, weil es sich für sie erübrigt, mit solch einem Wunsch zu einer anderen Bank zu gehen. Das gilt unter den Interessierten nicht nur für die Älteren: Auch jungen Leuten stellen sich Fragen, wenn sie – beispielsweise mithilfe von Bevestor – über Jahre ein gewisses Kapital- polster aufgebaut haben. Ihnen können Beraterinnen und Berater dann gezielt in der jeweiligen Lebensphase passende Produktlösungen für den finanziellen Bedarf bieten. So eröffnen sich immer wieder Chancen, Anle- gerinnen und Anleger vom Angebot ihrer Sparkasse im Gespräch zu überzeugen. Das muss nicht zwangsläufig in der Filiale passieren. Auch via Video-Call, Chat, Tele- fon oder Mail ist das möglich. und Immobilien auf Platz drei. Entsprechend folgerte DSGV-Präsident Helmut Schleweis: „Wir sehen ganz klar, dass die Menschen ihr Sparverhalten an die niedrigen Zinsen anpassen. Sie suchen intensiv nach anderen An- lageprodukten und sind auch mehr und mehr bereit, da- für ins Risiko zu gehen.“ Immerhin jeder fünfte Befragte hatte angegeben, für eine höhere Verzinsung etwas mehr zu riskieren. Und dafür eignen sich Dividendenpapiere erfahrungs- gemäß besonders, wenn bei der Auswahl die persön- lichen Präferenzen, eine gute Risikostreuung und auf Wusch zusätzlich auch eine gewisse Absicherung gegen Kursverluste möglich ist. Das bietet beispielsweise Be- vestor, eine softwaregestützte Anwendung, die zu den sogenannten Robo-Advisors zählt – ein Kunstwort aus dem Englischen, das für Roboter und Berater steht. Aufbau digital Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg bie- tet Interessierten diese Form des digitalen Aufbaus von Vermögen seit mittlerweile gut zwei Jahren. Maximilian Völkl, Bereichsleiter Vertriebsmanagement Privatkun- den, sagt: „Sie findet zusehends Interesse, weil die jün- gere Generation durch gezielte Werbung angesprochen wird, sich untereinander immer mehr dazu austauscht und das Angebot nachfragt.“ Das seien meist onlineaf- fine Personen, die sich übers Internet informierten, Ent- scheidungen selbst treffen wollten und kein Interesse an einem Beratungsgespräch in der Filiale hätten. Entsprechend steigen dem Sparkassenbetriebs- wirt zufolge zwar die Absatzzahlen seines Instituts mit Blick auf das Bevestor-Produkt. „Doch das Volumen ist aufs Jahr gesehen noch weit von dem entfernt, was wir im klassischen Wertpapiervertrieb erzielen“, sagt Völkl. Denn bei dem Angebot der Dekabank-Tochter investier- ten die jungen Leute als Hauptzielgruppe eher in über- Die Sparkasse Bremen bietet ihren Privatkunden über das Tochterunternehmen Smavesto eine digitale Lösung für die Vermögensanlage an. Ein ausgeklügelter Algorithmus hilft den Anlegern dabei, ihren persönlichen Vorgaben entsprechend in ETFs und börsengehandelte Rohstoff- wertpapiere (ETCs) zu investieren. Die Verantwortlichen des Hauses gingen bei der Ein- führung sehr behutsam vor, erläutert Sascha Otto, Leiter Wertpapier- und Portfoliomanagement: „In der Anfangs- phase haben wir das Produkt bewusst nur online bewor- ben, um vor allem Neukunden zu gewinnen. Zudem woll- ten wir so unsere eigenen Produkte in der klassischen Präsenzberatung nicht kannibalisieren.“ Sein Kollege Dirk Rollenhagen, Direktor Private Ban- king, kennt die Zahlen: „Anfang September haben gut 700 Privatkunden die Smavesto-App für ihre Geldanlage verwendet. Zum Jahresende dürften wir die Grenze von 1000 Nutzern überspringen.“ Beide Herren sind auch Geschäftsführer bei Smavesto. Ihnen zufolge bietet die Sparkasse Bremen jetzt den Aufbau und das Verwalten von Vermögen hybrid an: digital via App und klassisch mithilfe professioneller Beratung. Entsprechend werde Smavesto bei der Kundenansprache in den Filialen ein- bezogen – unterstützt durch Marketing vor Ort. Wichtig ist es in jedem Fall, im Gespräch zu blei- ben. Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg nutzt dafür beispielsweise das Sparkassen-Finanzkon- zept. „Unsere Beraterinnen und Berater verabreden sich dazu zwei- bis dreimal im Jahr mit ihren Kunden, um gemeinsam alle Bedarfsfelder zu betrachten“, sagt Be- reichsleiter Völkl. Neben den Möglichkeiten in der Wert- papieranlage werden dabei dem 59-Jährigen zufol- ge auch alternative Aspekte angesprochen. Das Thema „Wohnen“ – selbst genutzt oder vermietet – spielt dabei eine wichtige Rolle. – –